Stolpersteine für Kempen?
Ergänzung: Mit 29 zu 15 Stimmen für die Verlegung von Stolpersteinen in Kempen, hat der Stadtrat nach einer sehr sachlichen Diskussion dem Projekt grünes Licht gegeben. Pfarrer Roland Kühne: „Ich danke herzlich für die Zustimmung. Etwas haben wir schon jetzt gewonnen: Die Schüler, die den Prozess intensiv begleitet haben, haben gelernt, was Demokratie ist.“
Auch in Kempen sollen, wenn es nach dem Willen der Initiative Projekt Stolpersteine geht, Stolpersteine verlegt werden. Ob es sich bei dem Projekt des Künstlers Gunter Demnig um ein obsessives Kunstobjekt, oder ein sich mittlerweile in Deutschland und auch in zahlreichen europäischen Städten weit verbreitetes, nahezu flächendeckendes Mahnmal handelt, ein „Andenken im Dreck“ oder eine Gedenkform für den „Aufrechten Gang“, muss jeder für sich entscheiden. Was jedoch klar ist, eine einheitliche Meinung kann und wird es nicht geben, jeder muss seine individuelle Meinung finden.
Ob Charlotte Knobloch (ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland), die jedwede Gedenkform auf dem Boden ablehnt, Sie habe noch immer Bilder vor Augen „von den getretenen, gedemütigten, geschundenen Menschen und den am Boden kauernden Verletzten, Sterbenden oder bereits Toten“ für alle Opfer sprechen kann, oder es nur ihre private Meinung widerspiegelt?
Ob die Initiative Projekt Stolpersteine mit der Meinung, „bei dem Projekt des Künstlers Gunter Demnig handelt es sich um ein in Deutschland und auch in zahlreichen europäischen Städten weit verbreitetes, nahezu flächendeckendes Mahnmal, welches sich neben den Großstädten Krefeld, Düsseldorf Essen, Neuss, Köln und den Gemeinden in unmittelbarer Nachbarschaft Kempens, Straelen, Willich, St. Tönis und Vorst Stolpersteine findet, es durch seine Komplexität auf unsere gesamtdeutsche Schuld verweist und dadurch ein gesamtdeutsches Erinnern und Gedenken ermöglicht“ die Meinung aller Bürger widerspiegelt?
Es ist nicht einfach eine allgemeingültige Antwort darauf zu finden, doch wir sind es den Opfern schuldig, zumindest, losgelöst von parteipolitischen Zwängen, den Versuch zu unternehmen!
Es begeistert mich, mit welchem Engagement Schüler, Lehrer und auch Eltern das Thema aufgegriffen haben. Gedenkveranstaltungen haben keine Anziehungskraft auf jüngere Mitbürger, altmodisch, verstaubt. Eine neue Form des Gedenkens, modern, dem Zeitgeist entsprechend, macht da mehr her.
Doch wird der Stolperstein, nach meiner Meinung, diesem Engagement nicht gerecht. Diese Lösung ist, mittlerweile, von der Stange, einfach und beliebig. Ein Künstler hat sich Gedanken gemacht und man braucht nur sagen ja, wir in Kempen auch, fertig. Kann es das sein, die Idee des besseren und nachvollziehbaren Gedenkens? Das „… wir Schüler haben etwas erarbeitet, haben uns intensiv mit jedem Opfer auseinandergesetzt, machen uns Gedanken zum Thema Opfer im dritten Reich …“
Nach meiner Meinung wird ein Stolperstein all dem nicht gerecht. Ich spreche mich gegen eine „Mainstream Lösung“ aus, die einfach und beliebig ist und den Opfern mit rudimentären Informationen nicht gerecht werden kann.
In Kempen gibt es vier Gedenktafeln, persönlich und individuell. Zwei sind bereits angebracht, weitere warten noch darauf.
Warum nur zwei, weil es nicht einfach ist? Jedem Opfer seine Gedenktafel, in Augenhöhe und mit wirklichen Informationen zum Mensch.
Wenn das Engagement in diese Richtung kanalisiert würde, ich bin sicher, es wäre durch die Dezentralität, durch die Präsenz im Alltag ein unmittelbares, sehr konkretes, individuelles und besser nachvollziehbares Gedenken für alle Altersgruppen möglich.
Ich bin für die Erstellung weiterer Gedenktafeln, in Augenhöhe und mit dem Engagement das dieses Thema verdient, nicht einfach und nicht beliebig.
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